Fiesta de los biceps

Mallos de Riglos; Foto: Steffen Hilger

Die gewaltigen Konglomerattürme der „Mallos de Riglos“ sind weltweit für ihr kühnes Erscheinungsbild bekannt. In den spanischen Ausläufern der Pyrenäen findet man hier viel Sonne und beeindruckende Felsformationen. Bis zu 300 Meter ragen die orangenen Felswände in den Himmel. Die Route „Fiesta de los Biceps“ sucht sich über 8 Seillängen den Weg durch den überhängendsten Teil auf den höchsten dieser Türme.

Hoch oben in den Überhängen

Mit Terry stand ich am Einstieg und sah schon von unten diese riesigen Steine aus der Wand ragen! In Wechselführung kletterten wir der weißen Chalkspur nach. Die dritte Seillänge war die schwerste (7a). Eine kleingriffige Verschneidung verlangt hier ein gutes Körpergefühl und ein präzises Anstehen der teilweise etwas rutschigen Kiesel. Danach beginnt der Fels immer steiler und steiler zu werden. Zwar nimmt der Schwierigkeitsgrad leicht ab, aber nichts destotrotz werden die Arme immer müder und die Züge immer anstrengender. In der 6b-Länge warten richtig gute Henkelsteine, doch auch die Hakenabstände werden weiter. Gleich mehrere, riesige Geier kreisten direkt über den Türmen. Diese kamen sogar so nah an uns heran, dass wir deren Windzug spürten. Ganz sicher war ich mir da nicht, was die von uns wollten…
Als ich zum nächsten Standplatz kam, tat sich unter meinen Füßen ein gewaltiger Abgrund auf! Einen so ausgesetzten Ort hatte ich zuvor noch nicht erlebt und mir wurde schlagartig klar, dass ein Abseilen hier nur sehr schwer möglich wäre. Der einzige Weg war also der, der durch diesen gigantischen Überhang über uns zum Gipfel führte!

Mit Bizeps am Gipfel 😉

Nun fühlte ich mich überhaupt nicht mehr wohl und wollte am liebsten schon wieder unten im Tal sitzen. Und Terry brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie zu meinem Stand nachkam, obwohl sie eigentlich in ganz ordentlichem Tempo kletterte. Ich versuchte möglichst nicht nach unten zu sehen, wo die sandfarbenen Dächer des kleinen Dorfes gar so winzig aussahen. Erst als ich wieder selbst kletterte, den Fokus auf den nächsten Griff richten konnte und dem Ziel immer näher kam, fühlte ich mich wieder wohler. Und tatsächlich stiegen wir schließlich über die letzte Kante hinüber und kamen am Gipfel an. Nach einer guten Stunde in der Sonne folgten wir dem Weg nach unten in den Talboden und sahen zurück auf einen aufregenden Tag. 🙂

Schneidige Indianer

Terry nach dem ersten Dach

Im kalten November gings mit Terry an die Südwand des Urlkopfes über Lofer. Ich hatte mit eisig kalten Verhältnissen gerechnet, doch die Sonne schien mit voller Kraft und es war angenehm warm hier oben. Um zum Einstieg der Route zu gelangen, seilten wir zweimal ab und mussten nun wohl oder übel irgendwie wieder hinaufkommen. Dazu suchten wir uns die „Schneidigen Indianer“ 7a+ aus. Gleich in der ersten Seillänge warteten die größten Schwierigkeiten auf uns. Eine offene Verschneidung mit einem langen Riss in der Ecke. An der Schlüsselstelle war dieser allerdings unterbrochen. Wir waren froh, als wir diesen, fußtechnisch sehr anspruchsvollen, Teil hinter uns hatten und blickten hinauf in die weit ausladenden Dächer über uns. Durch den gelben Fels, fühlte es sich hier ein bisschen so an, wie in der Nordwand der westlichen Zinne. Und jetzt ging es auch tatsächlich durch eins dieser Dächer hindurch.

Die Dachquerung

Daraufhin folgte auch der außergewöhnlichste Abschnitt der Route – ein 25 Meter 7a-Quergang direkt unter einem riesigen Dach entlang. Und das mit wirklich viel Luft unter den Sohlen! Unterhalb der senkrechten Felsen fiel der Wandfuß steil ab und gab den Blick frei ins tiefe Tal! Gegenüber thronten die mächtigen Gipfel der Loferer Steinberge und gaben den idealen Kontrast zu den grünen Wiesen dort unten. Am Standplatz nach der Querung bot sich ein Überblick über die komplette Wand des Urlkopfes. Nun war es nur noch eine Länge bis wir oben die Gipfellatschen erreichten und sobald die Sonne am Horizont verschwand, schlich sich auch wieder die winterliche Kälte ein und wir machten uns auf den Weg zurück ins Warme.
Insgesamt ist es eine spektakuläre Sportkletterroute über 6 Seillängen im 7. und 8. UIAA-Grad, die bis auf die ersten Meter, sehr gut abgesichert ist.

Panorama am Urlkopf

9- Mehrseillänge mit Hagelfinale

Dunkle Wolken ziehen auf…

Hoch überm Tal

 

 

Vergangenes Wochenende war ich mit Terry und Caro im Karwendel unterwegs. Vom Falzthurntal stiegen wir mühsame 1,5 Stunden mit dem schweren Kletterzeug bis zum Fuße der Westwand der Schaufelspitze auf. Hier zieht eine 300m-Kalkwand, durchzogen von dunklen Wasserstreifen, senkrecht empor. Trotz der nassen Flecken stiegen wir in unsere Route „Sitz des Zeus“ ein, die durch den kompakten zentralen Bereich der Wand führt. Caro übernahm die ersten 3, der insgesamt 9 Seillängen im Vorstieg. Die dritte war im 7. Grad und sehr nass, aber auch die unangenehme Querung an Untergriffen konnten wir überwinden. Dann drehte auch schon die Sonne rein und die dunklen Streifen trockneten schnell ab. Der nächste Teil bot ausgezeichnete Kletterei mit technischen Passagen in exzellentem Fels. Terry führte diese souverän und nun war auch schon ich an der Reihe. Die letzten und schwierigsten Längen waren meine. Die Härteste davon war mit 9- bewertet und forderte eine exakte Fußtechnik. Zum Greifen gab es durchgehend nur ganz kleine Leisten und das an sehr undurchsichtigem, grauen Fels, an dem alles gleich aussah. Einmal mit rechts einen flachen 2-Finger-Steller und dann zum guten Loch! Jetzt folgte noch eine 8- Platte mit einem seichten Stützer und anschließend Reibungsklettern wie auf rohen Eiern! Aber auch diese Herausforderungen konnte ich im Onsight bewältigen. Am höchsten Punkt bot sich eine tolle Aussicht rüber zu den Laliderer Wänden, die aus den sattgrünen Almweiden steil aufragten.

Schlüssellänge der „Sitz des Zeus“

Terry mit stets guter Laune

Das Klettern in der Dreierseilschaft machte mir total Spaß, so hatte man am Standplatz immer jemanden zum Ratschen und Blödeln. Doch Letzteres verging uns ziemlich schnell beim Abseilen, als plötzlich weiße Hagelkörner vom Himmel fielen. Erst gings noch und wir waren uns sicher, dass es nur ein kurzer Schauer sein würde. Doch als die Körner immer größer wurden und unsere Kleidung komplett durchnässt war, merkten wir, dass damit nicht zu spaßen war! Sturzbäche schossen die Felsen hinab und die Kälte kroch immer tiefer in den Körper! Als wir dann noch auf die falsche Seite abseilten und sich die nassen Seile nicht mehr abziehen ließen war Schluss mit lustig.
Wir querten die rutschige, verschneite Wiese hinüber und brachten schließlich die Seile doch noch herunter. Nun war es nur noch einmal Abseilen bis zum sicheren Almsattel. Inzwischen war es bereits 8 Uhr abends geworden und die Sonne zeigte sich noch einmal kurz, bevor wir auf der Schattenseite zurück ins Tal abstiegen. Letzten Endes kamen wir zwar mit Teichen in den Schuhen, aber trotzdem unversehrt im Dunkeln wieder am Auto an.

Das war mal ein Erlebnis! Wenn alles super glatt gelaufen wäre, würde dieser Tag ja auch nicht so lange im Gedächtnis bleiben, oder? 😉

Am Gipfel der Schaufelspitze