Im kalten November gings mit Terry an die Südwand des Urlkopfes über Lofer. Ich hatte mit eisig kalten Verhältnissen gerechnet, doch die Sonne schien mit voller Kraft und es war angenehm warm hier oben. Um zum Einstieg der Route zu gelangen, seilten wir zweimal ab und mussten nun wohl oder übel irgendwie wieder hinaufkommen. Dazu suchten wir uns die „Schneidigen Indianer“ 7a+ aus. Gleich in der ersten Seillänge warteten die größten Schwierigkeiten auf uns. Eine offene Verschneidung mit einem langen Riss in der Ecke. An der Schlüsselstelle war dieser allerdings unterbrochen. Wir waren froh, als wir diesen, fußtechnisch sehr anspruchsvollen, Teil hinter uns hatten und blickten hinauf in die weit ausladenden Dächer über uns. Durch den gelben Fels, fühlte es sich hier ein bisschen so an, wie in der Nordwand der westlichen Zinne. Und jetzt ging es auch tatsächlich durch eins dieser Dächer hindurch.
Daraufhin folgte auch der außergewöhnlichste Abschnitt der Route – ein 25 Meter 7a-Quergang direkt unter einem riesigen Dach entlang. Und das mit wirklich viel Luft unter den Sohlen! Unterhalb der senkrechten Felsen fiel der Wandfuß steil ab und gab den Blick frei ins tiefe Tal! Gegenüber thronten die mächtigen Gipfel der Loferer Steinberge und gaben den idealen Kontrast zu den grünen Wiesen dort unten. Am Standplatz nach der Querung bot sich ein Überblick über die komplette Wand des Urlkopfes. Nun war es nur noch eine Länge bis wir oben die Gipfellatschen erreichten und sobald die Sonne am Horizont verschwand, schlich sich auch wieder die winterliche Kälte ein und wir machten uns auf den Weg zurück ins Warme.
Insgesamt ist es eine spektakuläre Sportkletterroute über 6 Seillängen im 7. und 8. UIAA-Grad, die bis auf die ersten Meter, sehr gut abgesichert ist.