Sonne tanken auf Mallorca

Im Sonnenuntergang in Valldemossa

Im Sonnenuntergang in Valldemossa

Dieser Winter war für mich mit viel Arbeit verbunden, sodass ich erst wieder im März einen längeren Felsurlaub machen konnte. Mit Martin flog ich für eine gute Woche nach Mallorca. Hier ist es schon richtig sommerlich und der Fels könnte nicht besser sein!

Der erste Tag gestaltete sich einfach optimal, um raus aus der Arbeit zu kommen.

El muséo

El muséo

Hoch oben in der „Sierra de Tramontana“ kletterten wir lange Sinterrouten in der wärmenden Sonne. Wenn der Blick endlos über die Weite der Insel bis zum Meer schweift, und man nur in der Ferne ein paar Ziegen meckern hört, dann fühlt man sich frei!
Bereit für eine Woche die schönsten Routen der Insel zu klettern.

Im Gebiet „Puig de Garrafa“ sah ich eine total glatte, senkrechte Wand. Doch beim genaueren Hinsehen trat eine Linie an kleinsten Löchlein und Leistchen hervor. Im Führer war diese Route „Es mirall“ noch nicht bewertet – ich musste sie einfach versuchen. Und tatsächlich, sie war richtig schwer, aber ich konnte alle Züge klettern. Zwar waren die Bewegungen sehr wacklig und teilwiese half nur ein präzises Schnappen in das nächste Loch. Dieses bot dann auch meist nicht mehr Platz, als für ein halbes Fingerglied! Zudem war der Fels so scharf, dass er sogar das Tape an den Fingern einfach durchschnitt. Doch ich konnte die Route im 2. Go durchsteigen! Später erfuhr ich dann, dass Eneko Pou diese Route letztes Jahr erstbegangen hatte und ich mir wahrscheinlich so die zweite Begehung geholt habe!

Cala Llamp

Cala Llamp

Ein weiteres tolles Erlebnis war die Onsightbegehung einer 50 Meter langen 7c. Selbst als die Unterarme nicht mehr wollten und ich die nächste Klettersequenz nur schwer erahnen konnte, half es nur, die Füße raufzustellen und immer weiterzuklettern – bis zum Top eben. Eine klasse Tour!

Natürlich kletterten wir auch durch steile Höhlen und Dächer. Die Linien sind hier sehr beeindruckend und fordern nicht nur Ausdauer, sondern auch eine Menge Maximalkraft! Bouldern lohnt sich also auch fürs Seilklettern!
Am letzten Tag konnten wir beide noch unsere kleinen Projekte abholen. So gelang Martin seine 7c und mir eine 8b, die mir sehr schwer fiel. 🙂

El muséo

El muséo

 

Ich dachte mir immer, langsam müsste ich doch die schönsten Routen auf Mallorca gemacht haben, aber es gibt immer noch so viel zu tun und ständig entstehen neue Perlen auf dieser Insel.
Vielleicht muss ich wohl doch noch einmal hin… 😉

50 Meter 7b+ Onsight auf Mallorca

Ich brach mit meinem Kletterpartner Martin zum Gebiet Alaro auf Mallorca auf. Zuerst kletterten wir die Klassiker „Buf“ 7a und „To pa ti“ 7a+. Beide sind spektakuläre 30 Meter Sinterklettereien. Und wenn ich „Sinterklettereien“ sage, dann meine ich Felsstrukturen, die bis zu 2 Meter aus der Wand ragen. Das war schon ziemlich beängstigend…

20131210_132941

…Doch nichts im Vergleich zur folgenden Route20131210_173937!
Uns begegnete Eneko Pou und der Erschließer von nagelneuen Verlängerungsrouten in diesem Gebiet. „Ich müsste doch unbedingt in die 7b+ da drüben einsteigen“, so die beiden, „ich käme doch aus Bayern“.
Also stieg ich bereits in der Abenddämmerung noch ein. Bepackt mit 25 Exen ruckelte ich die Einstiegsplatte rauf, denn die Route war wirklich 50 Meter lang! Nach ungefähr 15 Meter flachen, aber dennoch anspruchsvollen Felsen begann die Wand leicht überhängend bis zum weit entfernten Top heraus zu ragen.
Jetzt gings wirklich los. Erst 2 Kletterer vor mir hatten die folgenden Griffe festgehalten. Deshalb saß auch nicht jeder Tritt ganz fest. Und gechalkt war auch nur sehr wenig, sodass es richtig schwierig wurde, die richtigen Griffe aneinander zu reihen. Dazu kam noch, dass die Hakenabstände auch nicht die Kürzesten waren. All diese Faktoren ließen mein Herz schneller schlagen und mich die Griffe noch fester zupressen. Und ich gebe zu, ich hatte richtig Schiss, als ich ganz oben den letzten Haken klippte. Nach 50 Metern gespannt nach jedem Griff und jeden Tritt Ausschau haltend und millimetergenau die Wand absuchend, sah ich nun nach unten und ein gewaltiger Abgrund tat sich plötzlich auf. Das war wirklich respekteinflößend, sodass ich die rote Sonne, die gerade über dem Strand von Palma unterging, garnicht richtig genießen konnte.
Ich wollte nur noch runter! Doch das ging garnicht so schnell, denn aufgrund der Routenlänge musste ich an einem Zwischenstand nochmal abseilen. In völliger Dunkelheit stand ich, mental komplett am Ende, neben Martin und war einfach nur stolz. Diese Onsightbegehung war beim Kletttern für mich bis jetzt das Aufregendste und hat mich psychisch voll gefordert.
Zum Auto fanden wir dann dank unseren Stirnlampen auch noch zurück…