Regensburger Stadtmeister 2015

Finale Regensburger STMNachdem ich letztes Jahr mit Pauline in Regensburg gewonnen hatte, mussten die Titelverteidiger natürlich auch dieses Jahr wieder an den Start gehen.
Wir nahmen gleich noch Natasha, Valea und Philipp aus meinen Trainingsgruppen mit. Bepackt mit 10 Bananen für 5 Leute machten wir uns auf den Weg in die Domstadt.

In der Quali war ein Klettermarathon gefordert. 3 Stunden lang möglichst viele und schwere Routen spulen! Ich muss zugeben, nach 2 Stunden hielten die Energiereserven der Bananen nicht mehr ganz so an, wie ich mir das vorgestellt hatte. In den letzten Minuten gelang mir aber noch eine 9, die mir schon so einige Punkte einbrachte.
Das Resultat war dann der erste Platz nach der Quali mit 100 Punkten Abstand vor dem Zweiten.
Diesmal wurde das Finale im Flashmodus durchgeführt, sodass ich den anderen Kletterern bei ihren Begehungen zuschauen konnte. Die höchste Marke lag bei etwa zwei Dritteln der Route. Für mich war das Griffset zwar neu, dennoch wusste ich, dass wenn ich keinen miesen Fehler mache, ich diese Messlatte ziemlich sicher überklettern werde. Und so war es dann auch. Die Ausstiegswand war dann nochmal knackig, aber ich zog durch, holte das Top und gewann den Wettkampf.
Bei Pauline ging es spannender zu. Die Finalistin vor ihr fiel erst beim letzten Zug raus. Das bedeutet, die einzige Möglichkeit sie zu schlagen, ist die Route durchzusteigen. Sehr sauber und konzentriert kletterte Pauline in den schweren Überhang hinein und kämpfte sich tatsächlich bis zum Umlenker!Siegerehrung Regensburger STM
Doch es kam noch eine Kandidatin dran und auch sie holte das Top. Leider hatte Pauline in der Quali einige Punkte weniger erklettert und rutschte so auf den 2. Platz ab (wenn man das Abrutschen nennen kann).
Für unsere Jugend kam es aber erst danach zum Höhepunkt, nämlich bei der Preisverlosung unter allen Teilnehmern! Fürs „Campusboard“ reichte das Glück leider nicht, aber dennoch gab es einen Schuhgutschein, Chalk, Aufwärmknete und eine Stirnlampe für unsere fleißigen Kletterer. Ein Eis vor der lustigen Heimfahrt rundete den Tag noch ab.

Würzburger Stadtmeister 2015

Eigentlich wollte ich an diesem Tag an den Fels fahren, am Liebsten mal ausprobieren, ob man schon wieder im Zillertal klettern kann…
Doch das Wetter spielte nicht mit. Ab Mittag sollte es ordentlich regnen.

Nagut – Planänderung.

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Pauline und ich traten wirklich den weiten Weg nach Würzburg zur Stadtmeisterschaft an. In der Qualifikation zählten die schwersten 5 Begehungen aus 12 Qualirouten. So auch bei den Bouldern. Hier waren es die besten 3 Wertungen.
Wir legten mit der fünftschwersten Route los und steigerten uns bis zur anspruchsvollsten Qualitour im neunten Grad. Da ich der einzige war, der die letzte Route durchsteigen konnte und bei den Bouldern auch nicht gerade versagte, stand ich auf Platz 1 der Ergebnisliste vorm Finale. Pauline kletterte auch fleißig und schob sich ebenso auf die Poleposition.
Gebannt starrten wir auf die Finalrouten, die sich als deutlich steiler als die vorherigen Klettereien heraustellten! Unbekannte Griffformen lugten von dort oben herunter und wir konnten nur rätseln, wie gut diese Griffe wohl sein mögen. Im Damenfinale konnte ich noch beobachten, wie Pauline den 2. Platz holte, starke Leistung!

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Dann musste ich auch schon in die Isolation hinter der Wand, sodass ich meinen Mitstreitern beim Klettern nicht zuschauen konnte. Das Publikum war richtig laut und ich sah immer nur einen Schatten an der Wand entlang huschen wenn jemand ins Seil fiel. Die Anspannung stieg immer weiter an. Jetzt saßen wir nur noch zu zweit, bereits ins Seil eingebunden, da und warteten auf unseren Einsatz. Plötzlich wurden die Jubel immer lauter und wir ahnten, dass dies eine Top-Begehung war.
„OK“, dachte ich mir, „wenn diese Route gerade getopt wurde, dann kann ich das auch!“ Die Angst und Aufregung wandelte sich jetzt in pure Selbstsicherheit.
„Und jetzt, aus München angereist, Steffen Hilger“, rief mich der Moderator hervor. Da stieg ich auch schon ein und die ersten Henkel gaben mir ein gutes Gefühl. Zügig kletterte ich bis zur Hälfte zum ersten schweren Zug. Hier mussten wohl die anderen Finalisten richtig dynamisch an den guten Griff hingefeuert haben. Ich setzte einen Hook im Dach und zog dann statisch an den Schüttler. „Gut, nun die Gedanken sortieren“, sagte ich zu mir selbst. „Welche Lösung ist die Beste? Welcher Griff ist der richtige von den dreien?“ Ich entschied mich für den obersten und das klappte hervorragend. Die Wand neigte sich nun wieder zurück in einen leichten Überhang. Hier war wieder Technick an kleineren Griffen gefragt, doch die waren alle besser als erwartet. Vor dem letzten Zug wartete noch ein Stehproblem und dann hatte ich den Topgriff in der Hand!

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Finale Würzburg; Foto: Patty Varasano

Mit diesem klaren Sieg ergatterte ich den Titel des Würzburger Stadtmeisters der Herren.
Das Publikum war echt super und es war ein tolles Gefühl, volle Leistung gebracht zu haben und dafür belohnt zu werden. 🙂

8c „Perestroika“ auf Mallorca

Perestroika 8c Jubel…da war doch noch ein Projekt auf einer Mittelmeerinsel, das ich mir letztes Mal zu spät angeschaut hatte.
Nun ist die Zeit gekommen, um hier wieder anzuknüpfen! Kaum in Palma gelandet und in den Mietwagen eingestiegen, gings auch schon mit Pauline nach Tijuana zu genau der Route, die mich seit dem letzten Urlaub nicht mehr losgelassen hatte.
Immer wieder drehten sich die Gedanken im Kreis: „Kann ich diese Route, eine 8c denn wirklich schaffen? Eigentlich habe ich schon fast alle Züge raus. Aber was, wenn es doch nicht klappt?“ Ich wusste nicht genau, mit welcher Einstellung ich an die Sache herangehen sollte.
Ich entschloss mich diese Route als sauschwer anzusehen, damit ich sie ja nicht unterschätze und frustriert bin, falls das erneute Ausbouldern doch nicht so gut läuft wie erwartet. Im Nachhinein weiß ich, dass dies die richtige Einstellung war. Schnell hatte ich alle Einzelzüge parat, doch der Weg zum Durchstieg war hart!
Ich flog immer am gleichen Zug raus. Nach einer sehr ausdauernden Wandkletterei an 20 Minileisten hintereinander wird es nämlich immer schwerer bis zum finalen Schlüsselzug. Es handelt sich hierbei um einen sehr ausgestreckten Zug von einer kleinen Zange weit rüber zu einer Seitleiste. Das Problem dabei ist vorallem der superschlechte Tritt, auf den man weder zu viel, noch zu wenig Druck geben darf, sonst bist du auch schon weg.
Von 5 Tagen auf der Urlaubsinsel waren 3 für die 8c eingeplant. An den „Erholungstagen“ dazwischen sind wir in andere Gebiete gefahren, um meine Haut auf den Fingerkuppen zu schonen. Ich sags euch, 6 Versuche am Tag an ausschließlich kleinsten scharfen Leisten tun weh! So kletterte ich lieber vier 7bs an etwas größeren Griffen im Onsight.

Dann wurde es aber langsam knapp, denn der Abreisetag war angebrochen. Ich rechnete schon meine verbleibenden Versuche aus und wurde immer nervöser. 2 Versuche hatte ich schon wieder an der Crux versemmelt und die Sonne brannte unermüdlich in die Südwand…
„Wenn der Schatten rein kommt, habe ich nur noch 2 Versuche übrig bis der Flieger geht“, dachte ich mir. „Wieso haut es denn nicht hin??? Nehm ich den anderen Tritt, brauche ich mehr Spannung. Nehm ich diesen, wirds richtig weit…“
Ich brauchte noch einmal Abstand vPerestroika 8con der Tour und lief die steinige Küste entlang. Eine lange Pause legte ich nochmal ein und legte dann los, als die Aufregung am Größten war. Ich kletterte in die Schlüsselstelle hinein und irgendwie hatte ich genau jetzt eine Sekunde mehr Zeit, um mich für den richtigen Tritt zu entscheiden. Plötzlich hatte ich die nächste Leiste in der Hand und dann ließ ich nicht mehr los! Hoch konzentriert kletterte ich noch die Ausstiegsplatte bis zum Topgriff hinauf und legte das Seil in die Umlenkung.
Jetzt löste sich die ganze Anspannung, die mich die letzten Tage erdrückt hatte und die ständigen Gedanken an die Schlüsselstelle verschwanden. Ich konnte gar nichts sagen.

Ich hatte es endlich geschafft! „Perestroika“, meine erste 8c. 11-! Nach 3 Jahren und elf Versuchen der Einstieg in einen neuen Schwierigkeitsgrad, den Elften! Nach Jaume Melis und Eneko Pou war das wohl die dritte Begehung der schwersten Route Mallorcas in diesem Style.
Super Moment – Super Tour – Super Urlaub!!!  🙂