8c „Perestroika“ auf Mallorca

Perestroika 8c Jubel…da war doch noch ein Projekt auf einer Mittelmeerinsel, das ich mir letztes Mal zu spät angeschaut hatte.
Nun ist die Zeit gekommen, um hier wieder anzuknüpfen! Kaum in Palma gelandet und in den Mietwagen eingestiegen, gings auch schon mit Pauline nach Tijuana zu genau der Route, die mich seit dem letzten Urlaub nicht mehr losgelassen hatte.
Immer wieder drehten sich die Gedanken im Kreis: „Kann ich diese Route, eine 8c denn wirklich schaffen? Eigentlich habe ich schon fast alle Züge raus. Aber was, wenn es doch nicht klappt?“ Ich wusste nicht genau, mit welcher Einstellung ich an die Sache herangehen sollte.
Ich entschloss mich diese Route als sauschwer anzusehen, damit ich sie ja nicht unterschätze und frustriert bin, falls das erneute Ausbouldern doch nicht so gut läuft wie erwartet. Im Nachhinein weiß ich, dass dies die richtige Einstellung war. Schnell hatte ich alle Einzelzüge parat, doch der Weg zum Durchstieg war hart!
Ich flog immer am gleichen Zug raus. Nach einer sehr ausdauernden Wandkletterei an 20 Minileisten hintereinander wird es nämlich immer schwerer bis zum finalen Schlüsselzug. Es handelt sich hierbei um einen sehr ausgestreckten Zug von einer kleinen Zange weit rüber zu einer Seitleiste. Das Problem dabei ist vorallem der superschlechte Tritt, auf den man weder zu viel, noch zu wenig Druck geben darf, sonst bist du auch schon weg.
Von 5 Tagen auf der Urlaubsinsel waren 3 für die 8c eingeplant. An den „Erholungstagen“ dazwischen sind wir in andere Gebiete gefahren, um meine Haut auf den Fingerkuppen zu schonen. Ich sags euch, 6 Versuche am Tag an ausschließlich kleinsten scharfen Leisten tun weh! So kletterte ich lieber vier 7bs an etwas größeren Griffen im Onsight.

Dann wurde es aber langsam knapp, denn der Abreisetag war angebrochen. Ich rechnete schon meine verbleibenden Versuche aus und wurde immer nervöser. 2 Versuche hatte ich schon wieder an der Crux versemmelt und die Sonne brannte unermüdlich in die Südwand…
„Wenn der Schatten rein kommt, habe ich nur noch 2 Versuche übrig bis der Flieger geht“, dachte ich mir. „Wieso haut es denn nicht hin??? Nehm ich den anderen Tritt, brauche ich mehr Spannung. Nehm ich diesen, wirds richtig weit…“
Ich brauchte noch einmal Abstand vPerestroika 8con der Tour und lief die steinige Küste entlang. Eine lange Pause legte ich nochmal ein und legte dann los, als die Aufregung am Größten war. Ich kletterte in die Schlüsselstelle hinein und irgendwie hatte ich genau jetzt eine Sekunde mehr Zeit, um mich für den richtigen Tritt zu entscheiden. Plötzlich hatte ich die nächste Leiste in der Hand und dann ließ ich nicht mehr los! Hoch konzentriert kletterte ich noch die Ausstiegsplatte bis zum Topgriff hinauf und legte das Seil in die Umlenkung.
Jetzt löste sich die ganze Anspannung, die mich die letzten Tage erdrückt hatte und die ständigen Gedanken an die Schlüsselstelle verschwanden. Ich konnte gar nichts sagen.

Ich hatte es endlich geschafft! „Perestroika“, meine erste 8c. 11-! Nach 3 Jahren und elf Versuchen der Einstieg in einen neuen Schwierigkeitsgrad, den Elften! Nach Jaume Melis und Eneko Pou war das wohl die dritte Begehung der schwersten Route Mallorcas in diesem Style.
Super Moment – Super Tour – Super Urlaub!!!  🙂

1 Woche Sonne!

Panorama Tijuana

Anfang Dezember ist in meiner Heimat bereits Schnee gefallen. Für mich als Kletterer ist das weniger erfreulich. Deshalb suchte ich das Weite. Der perfekte Kletterpartner dazu heißt Martin Karasz: Immer hochmotiviert, echt stark und auch beim Feiern geht er ordentlich ab! Das richtige Reiseziel dafür ist Mallorca: Viele geile Klettergebiete bei warmen Temperaturen auch im Winter + Feierei direkt nebenan!
Also war es beschlossen.

DSC_0982In Palma angekommen, brachten wir geschwind die Sachen aufs Zimmer und kletterten noch kurz bis es Dunkel wurde im Gebiet S’estret. Immerhin holte ich noch eine 7b im Onsight ab.
Am ersten richtigen Klettertag zog´s uns natürlich in die Sonne. Und wo ist davon am allermeisten zu finden? Richtig. In Tijuana, einer vollen Südwand direkt am Meer!
Dort war es soo heiß, dass wir beim Sichern vorsichtshalber ein Shirt trugen, damit wir nicht stets komplett der Sonne ausgesetzt waren. Hier gelang mir eine 7b+. Ich versuchte mich auch in schwereren Sachen, aber dort ist der Fels so dermaßen scharf. Ich wollte mir einfach nicht schon am Anfang vom Urlaub meine Haut aufreissen.

DSC_1058Beide konnten wir am nächsten Tag in Gorg Blau eine senkrechte 7c-Route an vielen kleinen Leisten erfolgreich durchsteigen. Eine steile 30 Meter 8b gefiel mir total gut. Ich konnte ohne Weiteres bis dreiviertel der Route klettern, doch dann begann ein triefend nasser Sinter, was mir den Durchstieg leider verwährte. Abends gings dann nach Palma rein zum Feiern…
…am darauffolgenden Tag kletterte dann nur noch einer von uns beiden. 😀 Mir gelang eine 7c und eine 7b+ im Onsight im Gebiet Galilea.
Doch nach dem nächsten Mal Schlafen war Martin auch wieder fit und es zog uns wieder an die Südküste. Diesmal zur wunderschön gelegenen Cala Magraner. Hier konnte ich „Dingo“, eine 7c+-Route durch ein steiles Dach im Onsight klettern. Das ist bis jetzt meine schwerste Onsightbegehung! Auch Martin konnte seine bisherigen Routen mit dieser toppen. Und es kam für mich auch noch eine 8a dazu. Der anspruchsvollste Zug in „One move wonder“ war ein Sprung an eine Leiste im steilen Überhang!
Das Wasser war hier sogar warm genug zum Baden. Und das am 6. Dezember!
In den restlichen Tagen ging es noch nach Alaro (siehe Beitrag 50 Meter 7b+ Onsight), sowie in die Gebiete Felanitx und Port de Soller. Hier kletterte ich weitere Routen bis 7c. Und dann stiegen wir auch schon wieder ins Flugzeug in Richtung München.
Zu sagen bleibt: Danke Martin, es war ein richtig geiler Urlaub! 🙂

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